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Q&A mit Darrell High, Experte für den Nestlé-Kakaoplan

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1. Hallo Darrell, können Sie sich kurz vorstellen?

Hallo, mein Name ist Darrell High. Ich bin für den Nestlé-Kakaoplan seit seiner Einführung im Jahr 2009 verantwortlich. Da ich selbst Vater bin, liegt mir dieses Thema sehr am Herzen, und ich habe mich dem Projekt von Anfang an verschrieben.

2. Warum setzt sich Nestlé erst seit 2012 für die Bekämpfung der Kinderarbeit ein? Das Thema war schon vorher längst bekannt...

Die Bekämpfung der Kinderarbeit begann für Nestlé Anfang 2000 einer umfangreichen Analyse zum besseren Verständnis der komplexen Probleme in unserer Lieferkette in Westafrika. Seit 2002 unterstützen wir die Internationale Kakao-Initiative und setzen uns mit lokalen Regierungen für die Notwendigkeit ein, nationale Systeme zur Bekämpfung der Kinderarbeit zu schaffen. Wir haben 2009 den Nestlé-Kakaoplan eingeführt und mit der Zertifizierung unseres Kakaos begonnen. Uns wurde jedoch klar, dass dies nicht ausreicht und wir haben die Fair Labour Association gebeten, uns 2012 ihre Empfehlungen zu weiteren Schritten vorzulegen. So wurde der bis heute bestehende, umfassende Aktionsplan zur Bekämpfung der Kinderarbeit entwickelt.

3. Warum zeigen andere Dokumentarfilme eine andere Situation als der Nestlé Cocoa Plan?

Es stimmt, dass über die vor Ort erzielten Fortschritte nicht oft berichtet wird.

Natürlich behaupten wir nicht, dass alles Ordnung ist, aber wir haben uns ganz klar zu Transparenz verpflichtet und berichten nicht nur über die guten Fortschritte, sondern auch über die Herausforderungen, mit denen wir in unserer Kakao-Lieferkette konfrontiert sind. Wir haben zum Beispiel in unserem letzten Bericht von 2019 zum Thema Bekämpfung von Kinderarbeit mitgeteilt, dass wir 18000 Kinder identifiziert haben, die in unserer Lieferkette gefährliche Arbeiten verrichten. Dies ist natürlich besorgniserregend!

Im Rahmen des Nestlé-Kakaoplans arbeiten wir jedoch hart, um dieses komplexe Problem von verschiedenen Seiten anzugehen und den Kindern zu helfen. Und unser Programm trägt Früchte: mehr als die Hälfte der ursprünglich identifizierten Kinder sind nun nicht mehr von Kinderarbeit bedroht. Jeder Fall ist anders und wir begleiten sowohl die Erfolgsfälle, als auch noch bedrohte Kinder weiterhin, um die passenden Lösungen zu finden.

4. Wie engagieren Sie sich persönlich im Alltag für den Nestlé Kakaoplan?

Ich telefoniere häufig mit unserem Team und unseren Partnern vor Ort in der Elfenbeinküste und in Ghana. Das Team schickt mir auch täglich Fotos über WhatsApp. Vor COVID-Zeiten war ich jedes Jahr 3 x 2 Wochen lang in Westafrika unterwegs, um mir vor Ort ein Bild vom Ablauf unserer Projekts zu machen.

5. Was schätzen Sie an diesen Reisen am meisten?

Am besten gefällt mir, die beteiligten Personen direkt vor Ort zu treffen; die Herausforderungen und Erfolgen direkt mitzuerleben und davon zu lernen. Schön ist auch die Kinder in den Kakaoanbaugemeinden zu sehen, die mit einem Lächeln auf dem Gesicht ganz aufgeregt zur Schule gehen. Auf diese Weise kann ich mir ein realistisches Bild vom Leben in den ländlichen Gemeinden machen, die wirklichen Herausforderungen verstehen und auch mit ihnen über Verbesserungsmöglichkeiten diskutieren.

6. Wie sieht es mit externen, unabhängigen Nachweisen bezüglich der von Ihnen veröffentlichten Informationen, Massnahmen und Zahlen aus? Wer überprüft, ob dies der Wahrheit entspricht?

Wir haben uns verpflichtet, nicht nur über unsere Fortschritte zu berichten, sondern auch bei unseren Herausforderungen transparent zu sein. Die Daten für unsere Berichte werden von der International Cocoa Initiative, einer unabhängigen Organisation, gesammelt.Im Rahmen des Nestlé-Kakaoplans führt die unabhängige Zertifizierungsstelle Rainforest Alliance auch Audits auf Kooperationsebene durch - das sind organisierte Gruppen von Bauern, die Rückverfolgbarkeit und Aufzeichnungen über all ihre individuellen Verkäufe liefern -, um sicherzustellen, dass die geltenden Praktiken auch tatsächlich eingehalten werden.

7. Zahlt Nestlé einen fairen Preis an die Kakaobauern?

Die Regierungen der Côte d'Ivoire und Ghanas haben den Weltmarktpreis um 400 USD pro Tonne erhöht, um die Situation aller Kakaobauern in ihren Ländern zu verbessern. Nestlé war eines der ersten Unternehmen, das dieses so genannte Living Income Differential (kurz LID) bezahlte, das dies unsere Vision der Verbesserung der Lebensgrundlagen und des Einkommens der Bauern unterstützt. Für unseren im Rahmen des Nestlé Cocoa Plan zertifizierten Kakao zahlen wir eine zusätzliche Prämie pro Tonne über dem normalen Preis.

8. Woher weiss ein Verbraucher, dass das Produkt, das er kauft, nachhaltig produziert wurde? Wie viel mehr kostet nachhaltige Schokolade im Vergleich zu normaler Schokolade?

Im Rahmen unseres Programms findet sich das Nestlé-Kakaoplan Logo auf unseren Produkten, wie beispielsweise bei Cailler & KitKat hier in der Schweiz. Es ist die Garantie dafür, dass der Kakao, den wir für die Herstellung der Schokolade verwenden, im Rahmen des Nestlé-Kakaoplans beschafft wird; wir wissen, woher der Kakao stammt und dass wir vor Ort daran arbeiten, die Lebensgrundlagen der Bauern zu verbessern.

Am Ende hängt der Preis der Schokolade von verschiedenen Parametern ab (Einfuhrzölle, Produktionskosten, lokale Steuern, Versand, Transport und Vertrieb, Marge der Handelspartner). Aber wir zahlen eine Prämie für nachhaltig angebauten Kakao aus unserem Programm.