Rothenburg, 29. Mai 2024 – Unter dem Titel «Wie wird die Milch zum KlimaStaR?» präsentierte die Brancheninitiative KlimaStaR Milch heute eine positive Zwischenbilanz des Ressourcenprojekts auf dem teilnehmenden Betrieb von Pascal Bühlmann in Rothenburg. Knapp 230 Landwirtschaftsbetriebe nehmen seit 2022 am Projekt teil, das von Emmi, Nestlé, aaremilch AG und den Zentralschweizer Milchproduzenten (ZMP) initiiert wurde, um den Klima-Fussabdruck der Milchwirtschaft und gleichzeitig die Nahrungsmittel- und Flächenkonkurrenz zu reduzieren. In den ersten zwei Jahren konnten sie ihre Treibhausgasemissionen pro Kilogramm Milch um durchschnittlich 4,9% und die Nahrungsmittelkonkurrenz um 19,7% reduzieren. Damit zeigt das Pionierprojekt wirksame Hebel auf, wie die Schweizer Milchwirtschaft noch nachhaltiger gestaltet werden kann.
Die Schweizer Milchproduktion weist im internationalen Vergleich tiefe Treibhausgasemissionen auf. Obwohl sie damit bereits auf einem sehr guten Niveau ist, arbeitet sie weiterhin ambitioniert an zusätzlichem Optimierungspotenzial. Deshalb schlossen sich 2022 Emmi, Nestlé, aaremilch AG, ZMP und AgroCleanTech zur Brancheninitiative KlimaStaR Milch zusammen und erarbeiteten einen neuen Ansatz für eine klimafreundlichere und ressourcenschonendere Milchproduktion. Die Initiative setzte sich konkrete Ziele. Innerhalb von sechs Jahren sollen die Treibhausgasemissionen und die Nahrungsmittel- und Flächenkonkurrenz in der Milchproduktion um je 20% reduziert werden. Die Initiative wird vom Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) im Rahmen des Ressourcenprogramms unterstützt und von der Berner Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) als wissenschaftliche Partnerin begleitet (siehe Medienmitteilung vom 21.2.2022).
Positive Entwicklung bei der Treibhausgasreduktion und Nahrungsmittelkonkurrenz
Erste Auswertungen bei der Bestimmung der Ausgangslage zeigten, dass die Treibhausgasemissionen auf den 230 Betrieben deutlich tiefer ausfallen als bisher angenommen. Es bestätigte sich die Annahme, dass die optimierte Fütterung (z. B. noch mehr graslandbasierte Tierfütterung, den Einsatz hochwertiger Futtermittel oder Futterzusätze), das Herdenmanagement sowie die Hofdüngerlagerung die drei entscheidenden Faktoren zur Reduktion des Klima-Fussabdrucks sind. Damit konnten die Betriebe ihre Treibhausgasemissionen in den ersten zwei Projektjahren bereits um -4,9% pro Kilogramm Milch, reduzieren. Trotz des geringeren Einsatzes von Kraftfutter pro Kuh (-8,6%), blieb die Jahresmilchleistung gleich. Darüber hinaus trägt die Nutzung erneuerbarer Energien, wie z. B. von Biogasanlagen oder Solarenergie, zur Emissionsreduktion bei.
Beim zweiten Ziel, die Nahrungsmittelkonkurrenz um 20% zu reduzieren, geht es darum, dass weniger Nahrungsmittel an Tiere verfüttert werden, die auch für den Menschen geeignet wären. Statt Mais oder Soja können zum Beispiel Nebenprodukte aus der Verarbeitung von Zuckerrüben, Öl und Getreide verwendet werden. In den ersten zwei Projektjahren konnten die Betriebe das gesetzte Ziel fast vollständig erreichen (-19,7%).
Die Kombination dieser beiden Ziele ist eine Herausforderung für die Betriebe. Sie gibt jedoch dem Projekt Klima Star Milch seinen einzigartigen Pioniercharakter. Denn so wird sichergestellt, dass die Fortschritte bei der Reduktion der Treibhausgasemissionen nicht auf Kosten von Nahrungsmittel- und Flächenkonkurrenz gehen, sondern auch eine optimierte Ressourcennutzung stattfindet.
Über ein Drittel der Betriebe beteiligen sich an einem noch umfassenderen «Nachhaltigkeits-Fitnesscheck»
Insgesamt engagieren sich 230 Betriebe mit grossem Gestaltungswillen und wissenschaftlicher Begleitung im Projekt KlimaStaR Milch, um heute einen Beitrag für die Zukunft zu leisten. 86 Betriebe nehmen zusätzlich an einer Vertiefungsgruppe teil, die noch einen Schritt weiter geht. Sie befassen sich mit dem Thema Flächenkonkurrenz, auch Feed-Food-Konkurrenz genannt. Sprich, es wird noch stärker darauf geachtet, dass Kühe vor allem Land nutzen, das für die pflanzenbasierte Lebensmittelproduktion ungeeignet ist.
Ausserdem analysiert die Vertiefungsgruppe mithilfe eines ganzheitlichen Modells (RISE-Nachhaltigkeitsanalyse) zehn verschiedene Themen, die die Nachhaltigkeit wie auch die Effizienz eines Hofs beeinflussen. Dazu zählen neben Bodennutzung, Wassermanagement und Biodiversität auch Wirtschaftlichkeit, Arbeitsbedingungen und Lebensqualität. Im Modell erkennt man schnell, wo die Werte des Betriebs im roten, gelben oder grünen Bereich liegen.
Breiter Konsens beim Medienanlass auf KlimaStaR-Betrieb Bühlmann in Rothenburg
Zahlreiche Politiker, Branchenvertreter und Medienschaffende kamen heute zum Anlass auf den Betrieb von Pascal Bühlmann in Rothenburg und erhielten umfassende Hintergrundinformationen. Bei einer abschliessenden Podiumsdiskussion erörterten Christian Hofer, Direktor des Bundesamtes für Landwirtschaft, Jan Grenz, Dozent für Nachhaltigkeit an der HAFL und wissenschaftlicher Leiter KlimaStaR Milch, Marc Heim, Executive Vice President von Emmi Schweiz, Eugenio Simioni, Generaldirektor von Nestlé Schweiz, Ruedi Bigler, Präsident von aaremilch AG, und Thomas Grüter, Präsident der Zentralschweizer Milchproduzenten, die Frage « Wie wird die Milch zum KlimaStaR? » und stellten sich den Fragen der Gäste.
Unter den Projektpartnern bestand Konsens darüber, dass die Initiative KlimaStaR Milch eine Win-Win-Situation für alle Parteien schafft. Die Milchbetriebe optimieren ihre Klimabilanz und Flächennutzungseffizienz, profitieren von Beratung und standortangepassten Lösungen und erhalten zudem Prämien als Entschädigung für ihre Bemühungen. Emmi und Nestlé, die sich jeweils verpflichtet haben, bis 2050 Netto-Null zu erreichen, leisten damit einen wichtigen Beitrag zum Klimaaktionsplan über den innerbetrieblichen Wirkungskreis hinaus («Scope 3»). Gleichzeitig vermag KlimaStaR Milch zu den Zielen der Klimastrategie Landwirtschaft und Ernährung 2050 beizutragen und liefert wertvolle Erkenntnisse für die Weiterentwicklung der Agrarpolitik.
Wegweisende Erkenntnisse für die gesamte Milchbranche
Nicht zuletzt ist auch der Aufbau eines breit verankerten Kompetenznetzwerks von der Landwirtschaft über die Wissenschaft bis hin zu Industrie und Politik eine wichtige Errungenschaft von KlimaStaR Milch. Dazu gehören 15 Organisationen mit insgesamt 30 Mitarbeitenden entlang der gesamten Wertschöpfungskette: Kantonale Beratungsinstitutionen, das Bundesamt für Landwirtschaft, die Hochschule HAFL, der Milchhandel, die Milchverarbeitung, die Milchproduktion, Kontrollorganisationen und die Futtermittelindustrie.
Es ist den Projektpartnern ein grosses Anliegen, dass die Erkenntnisse aus dem Projekt auch auf nationaler Ebene Auswirkungen haben und die gesamte Milchbranche von den Erkenntnissen profitieren kann. Ein erster Schritt ist der Entscheid der Branchenorganisation Milch (BO Milch), den Klimarechner flächendeckend einzusetzen. Damit wird einen Beitrag zur einheitlichen und wissenschaftsbasierten Berechnung des Klima-Fussabdruckes der Schweizer Milchproduktion geleistet.
Weitere Informationen hier: klimastar
Über KlimaStaR Milch
KlimaStaR Milch ist eine branchenübergreifende Initiative, die von Nestlé, Emmi, aaremilch AG, ZMP und AgroCleanTech mit Unterstützung des Bundesamtes für Landwirtschaft im Rahmen des Ressourcenprogramms im Jahr 2022 gestartet wurde. Ziel des Projekts ist, auf Praxisebene wissenschaftlich abgestützte Erkenntnisse zu gewinnen, um die Schweizer Milchwirtschaft klimafreundlicher und ressourceneffizienter zu machen. Angestrebt wird eine Reduktion der Treibhausgas-Emissionen und der Nahrungsmittel- und Flächenkonkurrenz um je 20 Prozent. Rund 230 Betriebe nehmen am Projekt teil. Mehr Informationen hier: www.klimastar-milch.ch
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