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Das Risiko der Kinderarbeit

Kinderarbeit ist bestürzend und kann nicht hingenommen werden. Kinder haben das Recht zu lernen, sicher und gesund aufzuwachsen und glücklich zu sein. Unternehmen wie Nestlé spielen dabei eine wichtige Rolle, ganz besonders in Gegenden, wo Armut weit verbreitet ist und die Mittel knapp sind.

Die Herausforderung

Weltweit leben rund 50 Millionen Menschen vom Kakaoanbau. Die meisten sind Kleinbäuerinnen und -bauern in ländlichen Gebieten, die bei der Feldarbeit auf die Hilfe ihrer Kinder angewiesen sind. Dabei besteht oft kaum ausreichendes Wissen über die Risiken, die für Kinder durch die schwierigen Arbeiten entstehen. Es entsteht ein Teufelskreis aus Armut und mangelndem Zugang zu Bildung.

Kinderarbeit überwinden heisst also Armut überwinden. Dafür kämpfen wir seit 2009 mit unserem Nachhaltigkeitsprogramm für Kakao, dem Nestlé Cocoa Plan. Wir haben uns dazu verpflichtet, unseren gesamten Kakao bis 2025 unter diesen Richtlinien zu beziehen.

Was wir unternehmen

Ein radikales System

Sobald Kinderarbeit oder potenzielle Probleme erkannt sind, ergreifen wir Gegenmassnahmen. Wir versuchen die Grundursachen zu verstehen und schnell mit der Familie und/oder der Gemeinde zu kooperieren, um eine gute Lösung zu finden. Wenn beispielsweise ein Kind nicht zur Schule geht, weil es keine Geburtsurkunde hat, was in manchen ländlichen Gegenden in Westafrika nicht ungewöhnlich ist, helfen wir den Eltern bei der Beschaffung des Dokuments.

Über den Nestlé Cocoa Plan halten wir Kontakt zu zehntausenden Familien von mehr als 98.000 Kindern in Côte d’Ivoire. Das funktioniert mithilfe von 1640 Kontaktpersonen in den Gemeinden – Ortsansässige, die selber aus Gegenden stammen, in denen Kakao angebaut wird. Sie leisten Aufklärungsarbeit und haben allein 2022 über 11.000 Kindern direkt geholfen.

Dieses „Child Labor Monitoring and Remediation System“, kurz CLMRS, haben wir bereits 2012 als erstes Unternehmen unserer Branche ins Leben gerufen. Es wurde in Partnerschaft mit der International Cocoa Initiative (ICI) entwickelt und baut auf Modellen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) auf. Unser System ist also auch bei unabhängigen Expert:innen anerkannt und wird inzwischen sogar von anderen Herstellern genutzt.

Wir führen auch eine Nachbeobachtung durch: Wir besuchen die Familien noch mindestens zweimal, um uns zu vergewissern, dass unsere Massnahmen wirken und dass die betroffenen Kinder nicht wieder arbeiten müssen.

Dank unseren Massnahmen konnten seit 2012 bereits rund 128.000 Kinder vor Kinderarbeit geschützt werden. Mehr als 40.000 Kinder haben jetzt einen besseren Zugang zu einer Schulbildung. Das ist ein guter Anfang. Aber solange Kinderarbeit noch existiert, bleibt auch für uns noch viel zu tun.

Mehr Nachhaltigkeit, mehr Einkommen, weniger Armut

Um Kinderarbeit zu verhindern, ist es wichtig, dass Bäuerinnen und Bauern genug verdienen, um sich und ihren Familien ein würdiges Leben zu ermöglichen

Wir steigern das Einkommen der Farmerfamilien beispielsweise, indem wir sie in guten landwirtschaftlichen Praktiken für mehr Produktivität und Qualität schulen. Dazu gehört z. B. das „Pruning“. Denn schneidet man Kakaobäume radikal zurück, wachsen mehr und kräftigere Früchte im Folgejahr. Gleichzeitig haben wir 15,2 Millionen Setzlinge für Kakaobäume verteilt, damit Farmer:innen alte und schwache Pflanzen durch widerstandsfähigere und ertragreichere Pflanzen ersetzen können.

Ausserdem unterstützen wir gezielt auch die Mütter, ein eigenes, zusätzliches Einkommen zu erwirtschaften, z. B. durch Bienenzucht, Bananenanbau oder Gemüse. So bekommt die Familie ein weiteres Standbein und wird unabhängiger vom Kakaoanbau als einzige Einnahmequelle.

Zusätzlich gibt es das Income Accelerator Programm, das Farmer:innen direkt mit finanziellen Anreizen sowie mit entsprechenden Schulungen und notwendigen Geräten unterstützt. Damit können die Familien einen fünfstufigen Bonus erhalten, um langfristig ihr Einkommen aus eigener Kraft zu steigern:

  1. 100 €, wenn sie ihre Kinder in die Schule schicken, und um Schulgebühren oder -kleidung zu bezahlen.
  2. 100 €, wenn sie Kakaobäume zurückschneiden (sogenanntes „Pruning“), damit diese in der nächsten Saison mehr und kräftigere Früchte tragen.
  3. 100 €, wenn sie Schattenbäume pflanzen, in deren Schutz die Kakaopflanzen länger und klimaresistenter gedeihen.
  4. 100 €, wenn sie zusätzlich Obst und Gemüse anbauen oder mit Bienen, Hühnern und Ziegen langfristig ein zweites Einkommen sichern.
  5. 100 € extra, wenn sie alle vier genannten Bausteine umgesetzt haben, als zusätzliche Anerkennung und Motivation weiterzumachen.

Bessere Bildungschancen für eine bessere Zukunft

Wir wissen, dass ein klarer Zusammenhang zwischen einer besseren Schulbildung und dem Rückgang der Kinderarbeit besteht.

In Zusammenarbeit mit der Jacobs Foundation haben wir 131 Brückenkurse eingerichtet, um jenen Kindern zu helfen, welche die Schulzeit versäumt haben und aufholen müssen. Diese Schulen vermitteln in nur neun Monaten in kleinen Klassen den Stoff, der in herkömmlichen Schulen innert zweier Jahre durchgenommen wird.

„Schule bedeutet Erfolg“, sagt Paul, ein 54-jähriger Kakao-Farmer aus dem Süden von Côte d'Ivoire. „Ich möchte, dass meine Kinder Erfolg haben, und deshalb schicke ich sie in die Schule.“

Gemeinsam mehr bewirken

In Anbetracht des Ausmasses und der Vielschichtigkeit des Kinderarbeitsproblems sind weitreichende Veränderungen in der Gesellschaft, Industrie und Regierungspolitik erforderlich. Wir arbeiten mit nationalen Regierungen, örtlichen Behörden, Nichtregierungsorganisationen und anderen Unternehmen, die Kakao in den betreffenden Ländern beziehen, zusammen.

Es sollte grösstmögliche Transparenz gefördert werden. Nur indem wir dem Problem offen ins Auge blicken, können wir das nötige Bewusstsein für Veränderungen schaffen und mit Partner:innen an weiteren wirksamen Lösungen arbeiten.

Unser zweiter Bericht über die Bekämpfung von Kinderarbeit in unserer Kakao-Lieferkette zeigte ebenfalls, wie unser Programm der Gefahr der Kinderarbeit begegnet.

Unabhängige Drittorganisationen wie die Rainforest Alliance oder die Fair Labor Association führen regelmässig Prüfungen durch, die zu kontinuierlichen Verbesserungen beitragen.

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Bereits erzielte Fortschritte

128.000
Kinder wurden seit 2012 vor den Risiken der Kinderarbeit geschützt.
98.000
Familien sind mit uns in Kontakt, um Kinderarbeit auch in Zukunft zu verhindern.
40.000
Kinder haben die Möglichkeit erhalten, zur Schule zu gehen.
54
Schulen haben wir in Elfenbeinküste gebaut, um Kindern Zugang zu Bildung und kürzere Schulwege zu verschaffen.