Henniez, 18. Dezember 2019 – Ähnlich wie Henniez in der Schweiz schaut auch das italienische Mineralwasser S.Pellegrino auf eine lange Geschichte zurück. Seit dem Mittelalter als Thermal- und Kurwasser genutzt, wurde es bereits ab 1899 durch die neu gegründete Firma «Società Anonima delle Terme di S.Pellegrino“ einem internationalen Publikum bekannt. Von einem Gesundheitsprodukt für die Elite entwickelte sich das Mineralwasser S.Pellegrino zu einem Premium-Getränk für die breite Masse. In der Schweiz profitierte die Marke stets auch davon, dass sie in der Gastronomie Symbol für die beliebte «Italianità» war und ist.
Eigentlich ist es ein Anachronismus sondergleichen: 120 Jahre nachdem S.Pellegrino erstmals industriell in Flaschen abgefüllt wurde, kommt die Etikette daher wie der Beipackzettel eines Medikaments. In einer 7-Punkt-Schrift werden die Gehalte an Kalzium, Magnesium und weiteren Mineralien aufgeführt und das für die Analyse zuständige Departement für Chemie der Universität von Pavia zitiert. Das 1906 eingeführte Layout mit dem auffälligen roten Stern in der Mitte hat alle grafischen Trends der letzten 100 Jahre fast unverändert überstanden und verzichtet auf jeglichen Schnickschnack.
Und doch gehört S.Pellegrino zu den wenigen Mineralwassermarken, die als trendy gelten und beinahe Kultstatus geniessen. «Ma come mai?», würde der Italiener fragen: «Wie haben die das nur geschafft?» - «Alles eine Frage des Marketings», werden viele antworten. Ja, das auch. Aber nicht nur, wie ein Blick in die 120-jährige Geschichte von S.Pellegrino zeigt.
Mittel zur Verlängerung der Thermalkur und frühes Recycling der Flaschen
Schon im Mittelalter verschreiben Ärzte das Quellwasser aus dem am Fuss der Dolomiten gelegenen Örtchen San Pellegrino wegen seiner heilsamen Wirkung. Um 1820 wird ein Thermalbad realisiert, das schon bald reiche Herrschaften aus Mailand anzieht. Und wie in den Thermalbädern in Frankreich beginnt man auch in San Pellegrino damit, der Aristokratie das Mineralwasser in Flaschen zu verkaufen, damit die Gäste ihre Kur zuhause als «cure à la maison» fortsetzen können.
1899 kauft der Anwalt Cesare Mazzoni die Quelle, gründet mit Mailänder Freunden das Unternehmen Sanpellegrino S.p.A. und startet die industrielle Produktion. Aus dem Speditionsregister geht hervor, dass das Unternehmen schon damals das Recycling propagiert: Wer die leeren Flaschen zurückbringt, bezahlt den halben Preis. Schon bald gehören Agenturen im Ausland zu den grössten Abnehmern, selbst nach China und Indien sowie in die USA und nach Südamerika wird S.Pellegrino exportiert.
Vermarktet wird das Mineralwasser zunächst unter Betonung des positiven Einflusses auf die Gesundheit immer noch als Mittel zur Verlängerung der Thermalkur. Deshalb richtet sich die Werbung an Apotheken, Kurhäuser und Ärzte, die unter dem Stichwort «Reklame» vor Weihnachten auch mal eine Gratislieferung erhalten. Parallel dazu erweitert Mazzoni das Thermalzentrum und unterstützt den Bau von luxuriösen Hotels und eines Casinos, so dass San Pellegrino Terme den Vergleich mit etablierten Kurorten im Ausland nicht scheuen muss. Mit Erfolg propagiert das Unternehmen das Mineralwasser S.Pellegrino in wohlhabenden Kreisen auch als Tischgetränk. Die 1906 im Markenregister eingetragene Etikette trägt dem Rechnung: Sie spricht mit ihrer chemischen Analyse Gesundheitsbewusste an und hält gleichzeitig fest, S.Pellegrino sei auch «optimal als Tafelwasser». Das treibt den Absatz in ungeahnte Höhen, und so trinken selbst auf der verhängnisvollen Jungfernfahrt der Titanic die Passagiere der ersten Klasse S.Pellegrino.
Schatten der Weltkriege und «Demokratisierung des Mineralwassers»
Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs findet die erste Blütezeit von San Pellegrino ein jähes Ende: Die Besuche im Thermalzentrum gehen ebenso zurück wie der Absatz des Mineralwassers. Dabei hatte man kurz zuvor die Fabrik auf eine Kapazität von 50'000 Flaschen pro Tag erweitert.
Doch nach dem Krieg folgt ein neuer Aufschwung. Grundlage dafür ist einerseits der Kampf gegen den Alkoholismus: Statt Wein wird zum Essen neuerdings Wasser propagiert. Das Unternehmen setzt zudem mit Erfolg auf den Mittelstand und S.Pellegrino wird im Zuge einer Art «Demokratisierung des Mineralwassers» zur Premium-Marke für die breite Masse. Global profitiert die Marke vom Siegeszug der italienischen Gastronomie und Esskultur, der in der Schweiz besonders eindrücklich ist. Heute sorgt S.Pellegrino in italienischen Restaurants weltweit für eine zusätzliche Prise «Italianità».
Nach einer einschneidenden Krise im Zweiten Weltkrieg gelingt es Sanpellegrino auch dank neuen Süssgetränken wie «Aranciata amara» und «Chinotto», die Umsätze auf frühere Niveaus zu schrauben. 1957 übernimmt das Unternehmen das stille Wasser «Acqua Panna» aus der Toscana als Ergänzung zum kohlensäurehaltigen S.Pellegrino. Beide zeichnen sich durch ihre unterirdische Herkunft, ihre mikrobiologische Reinheit und eine stabile Mineralisierung aus und gelten somit als Mineralwasser.
Inszenierung des Italian Way of Live als Erfolgsrezept
Durch die Übernahme von Perrier im Jahr 1992 erwirbt Nestlé Anteile an Sanpellegrino, 1998 erfolgt die vollständige Übernahme. Mit der vom italienischen Neorealismus inspirierten Kampagne «Live in Italian» wird S.Pellegrino als Ikone des italienischen Lebensstils zelebriert. Der rote Stern, seit 1906 Teil des Erscheinungsbilds, wird zum unverwechselbaren Kennzeichen einer Marke, die weiss, wo sie ihre Wurzeln hat. Dies stellt sie aktuell mit dem Bau einer «Fabrik der Zukunft» durch den Stararchitekten Bjarke Ingels an ihrem Geburtsort in San Pellegrino Terme unter Beweis.
Fotos zum Thema:
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Mehr Informationen:
Meike Schmidt | Nestlé Waters (Suisse) SA | 026 668 68 34 | [email protected]
Nestlé Waters Schweiz beschäftigt 250 Mitarbeitende und produziert die drei Schweizer Marken Henniez, Cristalp und Romanette. Hinzu kommt die Lizenzproduktion der Fruchtsäfte von Granini und hohes C sowie der Vertrieb von importierten Marken wie S.Pellegrino, Acqua Panna, Perrier, Vittel, Contrex und Nestea. Nestlé Waters Schweiz hat den Firmensitz in Henniez VD.