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Wie kann die Milch zum KlimaStaR werden?

Milk and cow

Kühe gehören zur Schweiz wie das Matterhorn und die Schokolade. Rund 60 Liter Milch pro Kopf und Jahr verzehren Schweizerinnen und Schweizer. Und obendrauf noch 20 kg in Form von Käse. Doch der Ruf der Milch ist in den letzten Jahren unter Druck geraten. Unter anderem wegen der Emissionen, die die Kühe verursachen. Deshalb haben wir uns entschlossen, mit anzupacken. 2022 haben wir zusammen mit Emmi, aaremilch und ZMP sowie der Unterstützung des Bundesamtes für Landwirtschaft das Projekt KlimaStaR Milch ins Leben gerufen. Eines der Ziele: 20 Prozent weniger Treibhausgasemissionen aus der Schweizer Milchproduktion. Hier erklären wir, wie wir das Ganze angehen.

Stellen Sie sich vor, wir bei Nestlé würden alle unsere Rohstoffe in einen riesigen Messbecher geben. Was, denken Sie, würde den grössten Teil ausmachen? Es ist weder Weizen, Zucker noch Fett: Tatsächlich sind Milchprodukte volumenmässig unser wichtigster Rohstoff. Kein Wunder, schliesslich braucht es nicht nur für die Herstellung unserer Schokolade eine Portion frischer Milch, auch in unserer Babynahrung ist sie als Eiweiss-Lieferant essenziell. Allerdings verursacht die Milchindustrie eine Menge Emissionen, darunter vor allem Methan. Deshalb machen wir uns mit KlimaStaR Milch stark für Klimaschutz, Standortangepasstheit und Ressourceneffizienz in der Milchproduktion.

KlimaStaR Milch – eine Kooperation für Klimaschutz und Wettbewerbsfähigkeit

Wir beschäftigen uns schon lange damit, wie man den Klimafussabdruck der Milch verbessern kann. Im Rahmen des Pilotprojekts Klimafreundliche Milch haben wir Vorarbeit geleistet und wertvolle Erkenntnisse gewonnen. Mit KlimaStaR Milch bauen wir in öffentlich-privater Zusammenarbeit darauf auf und wollen gemeinsam mit unseren Partnern neue Standards in der Milchbranche setzen.

CEO_01
Christian Müller Head of Nestlé Dairy Sourcing & Sales /
Environmental Sustainability Affairs Switzerland

Dabei setzen wir am Ursprung der Versorgungskette an. Nämlich dort, wo die Milch herkommt, und die Wiederkäuer leben: auf dem Bauernhof. Viele Betriebe hatten Lust, bei dem Projekt dabei zu sein und wir haben 234 davon ausgewählt – unterschiedlichster Grösse und Art. Von Lenk bis Zurzach, befinden sich die meisten in den Kantonen Bern und Luzern. Zunächst gilt es zu verstehen, wie hoch die Emissionen der teilnehmenden Höfe sind. Dafür nutzen wir ein bereits bewährtes Modell zur Emissionsberechnung der Hochschule BFH-HAFL in Bern, das wir für KlimaStaR Milch weiterentwickelt und angepasst haben. Der Ausstoss wird pro Liter Milch ermittelt. Dabei behalten wir stets im Blick, dass jeder Betrieb einzigartig ist, und entwickeln individuelle Pläne zur Reduktion von Emissionen gemeinsam mit den Milchbauern und -bäuerinnen. Denn sie haben es am Ende in der Hand. Wenn die Massnahmen erfolgreich umgesetzt werden, erhalten sie eine Prämie als Aufwandsentschädigung. Bis maximal fünf Rappen pro Kilogramm Milch.

Und das mit Erfolg: Seit dem Start im Sommer 2022 ist viel passiert. Die Betriebe nahmen an Workshops teil, um loszulegen und erhoben im ersten Schritt ihren jeweiligen Klimafussabdruck. Die ausgewählten Massnahmen setzen die Betriebe seit dem letzten Jahr um. Dabei hat sich häufig gezeigt, dass diese nicht nur die Emissionen reduzieren, sondern den Bauern und Bäuerinnen auch dabei helfen, effizienter zu produzieren. So konnten sie trotz schwieriger Wetterverhältnisse im ersten Projektjahr bereits mit guten Ergebnissen glänzen. Dennoch sind wir uns bewusst: Bis zum Ende des Projekts 2027 bleibt noch viel zu tun.  

Cows

Wie die meisten Emissionen in der Milchwirtschaft entstehen und wie wir Lösungen finden

Wo genau entstehen die meisten Emissionen in der Milchwirtschaft? Und wie gehen wir sie konkret an? Diese Fragen lassen sich nicht so allgemein beantworten, da jeder Hof anders ist. Am Ende wählen die Milchbetriebe selbst, welche Massnahmen für sie am sinnvollsten sind. Die meisten konzentrieren sich jedoch auf vier Bereiche:

  • Futter: Methan, das bei der Verdauung der Kühe entsteht, ist die am schwierigsten zu reduzierende Emissionsquelle. Deswegen spielt die Futterqualität eine besonders wichtige Rolle. Mit bestimmten Futterzusätzen kann die Bildung von schädlichen Gasen im Kuhmagen zusätzlich vermindert werden. Allerdings gibt es noch andere Faktoren, auf die wir achten. So ist es essenziell, woher das Futter kommt, wann die Fütterung erfolgt und wie das Futter angebaut wird.
  • Herdenmanagement: Für diese Aufgabe braucht es ein besonders ausgeprägtes Organisationstalent. Es geht nämlich darum, die Kuhherde so zu koordinieren, dass die Bedürfnisse und die Sicherheit der Tiere gewährleistet werden. Leben Kühe länger, sinkt auch der Methanausstoss gemessen pro Liter Milch. Das Tierwohl steht dabei stets an oberster Stelle. Denn um alt zu werden, müssen Kühe zufrieden und gesund sein.
  • Energie: Ein Milchbetrieb braucht auch eine stabile Versorgung mit Energie. Ökostrom ist daher ein Ansatzpunkt von KlimaStaR Milch. Die grossen Dächer von Bauernhöfen eignen sich oft gut für die Ausstattung mit Solaranlagen. Ausserdem steckt im Kuhmist eine Menge Energie. Mit Biogasanlagen können Landwirt:innen eigenständig Energie erzeugen. Doch nicht jeder Betrieb vermag das selbst zu leisten. Dank des Projektverbundes können KlimaStaR-Höfe ihren Mist an Höfe mit Biogasanlage abgeben, was sich positiv auf ihre Klimabilanz auswirkt.
  • Hofdünger: Kuhmist ist ein idealer, organischer und stets verfügbarer Pflanzendünger, der viele Vorteile gegenüber Kunstdünger aufweist. Die Optimierung des Düngereinsatzes ist deshalb ein weiterer wichtiger Pfeiler von KlimaStaR Milch.  

Aerial view of a house in a mountain

Bei unserem Projekt achten wir zudem insbesondere auf zwei weitere Faktoren: Die sogenannte Feed-Food-Competition und die Flächenkonkurrenz.

Manchmal landet Weizen im Futtertrog, obwohl wir ihn für die Herstellung von Brötchen oder Nudelteig nutzen könnten – das ist ein klassisches Beispiel für die Feed-Food-Competition. Wenn wir wiederum ein Feld mit optimalen Bedingungen für den Anbau von Zutaten unserer Gemüsesuppe mit Futterpflanzen ausstatten, nennen wir das Flächenkonkurrenz. Bei KlimaStaR Milch legen wir gemeinsam mit unseren Projektpartnern ein besonderes Augenmerk auf Probleme wie diese und wirken mit einem durchdachten Einsatz von Futter oder Weidehaltung entgegen.

Durch die genaue Analyse des CO2-Fussabdrucks der Höfe erhalten wir bei KlimaStaR Milch einzigartige wissenschaftliche Erkenntnisse über den Einfluss von Milchproduktion, Tierbestand und Fütterung. Das Projekt hat Pioniercharakter auf europäischer Eben und erfährt grosses Interesse aus dem Ausland.

CEO_02
Jan Grenz Dozent für Nachhaltigkeit an der BFH-HAFL und
Leiter im Projekt KlimaStaR Milch

Gemeinsam für eine zukunftsfähige und umweltverträgliche Milchindustrie

Wir sind überzeugt, dass Klimaschutz am besten mit vereinten Kräften gelingt. Eine bedeutende Errungenschaft von KlimaStaR Milch ist deshalb der Aufbau eines Kompetenznetzwerks, das die gesamte Lieferkette vom Milchbauern bis hin zu Wissenschaft und Forschung umfasst. So kommen die zugehörigen Akteure aus der Milchproduktion, der Milchverarbeitung, der Futtermittelindustrie und dem Milchhandel sowie aus den Kontrollorganisationen, kantonalen Beratungsorganisationen, dem Bundesamt für Landwirtschaft, der Hochschule HAFL und der ETH Zürich. Wir stehen durch unser Netzwerk in engem Austausch und haben so die Möglichkeit, zusammen und miteinander zu lernen. Damit wollen wir bei Nestlé eine treibende Kraft für eine beispielhafte Milchwirtschaft bleiben und werden uns weiterhin dafür einsetzen.

Single cow in agriculture field

Ressourcenprojekt
KlimaStaR Milch

Ein Projekt von aaremilch, Emmi Schweiz, Nestlé Suisse, ZMP und AgroCleanTech mit finanzieller Unterstützung des Bundesamtes für Landwirtschaft

Logo

Da geht noch mehr: Unser Einsatz für die Methanreduktion

Im Dezember 2020 haben wir bei Nestlé unser Klimaziel für die Zukunft angekündigt: Wir wollen die „Grüne Null“ – also Netto-Null Treibhausgas-Emissionen – bis 2050 erreichen. Über unsere vor- und nachgelagerte Lieferkette hinweg (Scope 1 bis 3). Im Klartext: vom Acker bis in das Supermarktregal und vom Tisch bis in die Tonne. Die gute Nachricht: Unsere Treibhausgas-Emissionen haben ihren Höchststand bereits überschritten und gehen immer weiter zurück. Bis 2030 wollen wir eine absolute Reduktion von 50 Prozent erreichen (Basisjahr 2018) – das schliesst auch unser zukünftiges Wachstum ein. KlimaStaR Milch leistet hier einen wichtigen Beitrag. Auch auf internationaler Ebene, unternehmen wir etwas gegen den Methanausstoss. Bei der 28. Weltklimakonferenz Ende 2023 haben wir uns mit sechs weiteren Mitgliedern zur Dairy Methane Action Alliance zusammengeschlossen und werden bis Ende 2024 einen Methan-Aktionsplan erstellen. Gemeinsam setzen wir uns für unsere Vision Netto-Null in der Milchindustrie und Landwirtschaft ein, sowohl in der Schweiz als auch weltweit.

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