„Die Milchwirtschaft steckt in der Krise. Die Zeiten sind nicht gerade rosig“, erzählt Jungbauer George Brown. Und das ist noch milde ausgedrückt. Die Herde des 25 Jahre alten Landwirts hat ihr Zuhause in einer der atemberaubendsten Landschaften Grossbritanniens, auf den Wiesen der Cairnhead Farm in Cumbrias Eden Valley. Hier weiden über 400 Kühe, die jährlich mehr als zwei Millionen Liter Milch produzieren.
Doch weder das ländliche Idyll im Nordwesten Englands noch Browns jugendliches Aussehen können darüber hinwegtäuschen, dass er die Sorgen britischer Milchbauern bereits aus eigener Erfahrung kennt.
In den letzten 20 Jahren mussten mehr als 60 % der Milchbauern aufgeben. Schuld ist vor allem der Milchpreis. Um gerade einmal zwei Cent stieg der Durchschnittspreis, den man für einen Liter an der Supermarktkasse bezahlt, in dieser Zeit. Rosig kann man das wirklich nicht nennen.
Umso wichtiger ist es, dass die Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie den Nachwuchs unterstützt. Denn es liegt an der neuen Generation der Bauern, die Branche durch die schwierigen Zeiten zu navigieren.
Gute Aussichten
Mit seinem optimistischen und dynamischen Auftreten ist George Brown ein Paradebeispiel für den modernen Landwirt. Ein Leben als Milchproduzent ist nicht leicht, das weiss er. Trotzdem glaubt er, dass sich der Aufwand lohnt.
„Wenn man in der Branche arbeiten will, muss man heute viel mehr mitbringen als früher. Ohne theoretisches und technisches Know-how geht gar nichts. Die Landwirtschaft hat sich verändert und die alte Vorstellung vom Beruf des Bauern ist überholt. Dafür bieten sich viele neue interessante Möglichkeiten.“
Das Programm „Next Generation Dairy Leaders“ will George Brown und anderen Jungbauern dabei helfen, die aktuellen Herausforderungen zu meistern. Für das Kooperationsprojekt von Nestlé und First Milk, der grössten milchwirtschaftlichen Kooperative Grossbritanniens, werden Jungbauern mit besonderem landwirtschaftlichen Unternehmergeist ausgewählt, geschult und zu sogenannten „Agripreneuren“ ausgebildet. Sie sollen die Branche mit frischen, innovativen Ideen für die nächsten Jahrzehnte versorgen.
Die Landwirtschaft hat sich verändert und die alte Vorstellung vom Beruf des Bauern ist überholt. Dafür bieten sich viele neue interessante Möglichkeiten.George Brown, Agrar-Ökonom
Die kleine Gruppe, die an dem zweijährigen Programm teilnimmt, setzt sich aus Mitgliedern der First-Milk-Kooperative zusammen. Der Bauernverbund beliefert Nestlé Fabriken im schottischen Girvan sowie in Dalston, Cumbria.
Praktische Erfahrung
Das Next-Generation-Programm vermittelt Kenntnisse in Milchwirtschaftspolitik, moderner Betriebsführung, Finanzmanagement und erfolgreicher Kommunikation – Schlüsselqualifikationen, die den Bauern dabei helfen, Selbstvertrauen aufzubauen und eine Vorreiterrolle in der Branche zu übernehmen.
Um mehr über die Lieferkette zu erfahren, stehen ausserdem Besichtigungen von Nestlé Fabriken und Supermärkten auf dem Programm. Ein junger Teilnehmer zog das grosse Los: Er gewann eine Reise nach Australien, um die dortige Milchwirtschaft kennenzulernen.
Eine bessere Perspektive
George Brown beliefert mit seiner Milch die Nestlé-Fabrik in Dalston. Er sagt, durch das Programm sei ihm noch klarer geworden, wie er mit seinen Kühen qualitativ hochwertig und gleichzeitig möglichst rentabel produzieren kann.
„Wenn man den ganzen Tag auf dem Hof verbringt, sieht man irgendwann nur noch, was die Kühe machen, ob das Gras wächst und die Sonne scheint. Durch das Programm blicken wir wieder über den eigenen Tellerrand. Wir konzentrieren uns darauf, wie wir unsere Situation verbessern und wirtschaftlicher arbeiten können. Nestlé ist uns dabei eine grosse Hilfe.“
Nachhaltige Landwirtschaft
Das Programm gehört zu Nestlés langfristig angelegter Partnerschaft mit First Milk. Gemeinsam will man die Landwirtschaftsbetriebe fit für die Zukunft machen und eine nachhaltigere und effektivere Lieferkette mit geringerer Umweltbelastung aufbauen.
Die Zeiten für die britischen Landwirte sind sehr schwierig. Das macht diese Initiative so wichtig.Mike Gallacher, First Milk
„Die Zeiten für die britischen Landwirte sind sehr schwierig. Das macht diese Initiative so wichtig“, sagt Mike Gallacher, bis 2017 Chef von First Milk. „Wenn unsere Landwirte in einem zunehmend globalisierten und hart umkämpften Umfeld wettbewerbsfähig sein wollen, müssen wir sie so gut wie möglich ausbilden und fördern. Das ist unsere einzige Chance.“
Wenn man in der britischen Milchviehhaltung arbeiten will, braucht man eine Menge Know-how und Selbstbewusstsein. Doch George Brown kann sich kein anderes Leben vorstellen. Was treibt ihn an?
„Auf jede andere Branche kann der Mensch verzichten – essen muss er immer“, erklärt Brown seine Beweggründe. „Ohne Landwirtschaft wäre die Welt am Ende. Warum sollte ich etwas anderes machen? Ich habe den besten Beruf der Welt.“