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Kaffee in Zeiten des Konflikts

Das bemerkenswerte Durchhaltevermögen südsudanesischer Kaffeebauern

Kaffee in Zeiten des Konflikts

Wenn es eine Wiege des Kaffees gibt, dann ist sie hier. Das Hochplateau von Boma steigt steil in Richtung der östlichen Grenze des Südsudans an, bevor es das Nachbarland Äthiopien erreicht. Bekannt als die «Wiege des Kaffees», ist das hier einer der einzigen Orte auf der Welt, in der Kaffeesträucher wild wachsen.

Kaffee ist tief in der Geschichte dieser Gegend verwurzelt, doch die brutale jüngste Vergangenheit hat diese Tradition praktisch zum Stillstand gebracht. In dem Krieg, der der Unabhängigkeit des Sudans im Jahr 2011 voranging, wurde die Industrie sozusagen vollkommen zerstört.

Doch mit der Geburt der neuen Nation schien auch der Ansatz zu einem Neuanfang gesät. Leider flackerten die Kämpfe bereits nach wenigen Jahren erneut auf.

Trotz dieses enttäuschenden Rückschlags ist es einer Anzahl bemerkenswerter südsudanesischer Farmer gegen alle Widrigkeiten gelungen, sich durchzusetzen und dem Kaffee zu einem Neubeginn zu verhelfen.

Aus dem Boden gestampft

In der Friedensphase, die unmittelbar auf die Unabhängigkeit folgte, begann Nespresso im Südsudan die qualitativ hochwertige Kaffeeproduktion neu zu beleben. Man zählte dabei auf die Hilfe von gemeinnützigen Organisationen wie TechnoServe.

TechnoServe half, Partnerschaften mit örtlichen Farmern aufzubauen. Sie stellten die Werkzeuge bereit, die technischen Hilfeleistungen und die Schulungen, und so gelang es, Kaffee in höchster Qualität zu ernten, der selbst den anspruchsvollsten Anforderungen des internationalen Markts gewachsen war.

Kaffeebauern im Südsudan

Die ersten Kaffee-Kooperativen wurden in der Yei-Region von Südsudan etabliert; hier wurde auch eine Reihe von Nassaufbereitungsanlagen in Betrieb genommen. Hier werden die geernteten Früchte für den Export aufbereitet. In der Tat spielen die Nassaufbereitungsanlagen eine wichtige Rolle bei der Verbesserung der Qualität des Endprodukts.

Des Weiteren bringen sie den Farmern eine ganze Reihe konkreter Vorteile.

«Mir als Frau spart es viel Arbeit, vor allem beim Schälen. Früher musste ich einen Mahlstein verwenden oder einen Mörser. Heute besorgt das die Nassaufbereitungsanlage für uns», sagt Hellena Atiku, eine Bäuerin bei der Inutu Cooperative.

Erste Ernte

All diese Arbeit trug schnell Früchte. ‘Suluja ti South Sudan’ bedeutet im lokalen Kakwa-Dialekt ‘Beginn des Südsudan’. Es war auch der Name von Nespressos kleinster Kaffeelieferung, der ersten Ernte, die 2015 aus Südsudan exportiert wurde.

In diesem Land, das praktisch sein ganzes Einkommen in fremder Währung aus seinem Öl bezieht, besteht nun die Hoffnung, dass Kaffee das zweite wichtige Exportgut werden könnte.

 

Am Anfang waren rund 300 Farmer in den Kaffee-Kooperativen organisiert - inzwischen sind es 730. Seit der Gründung des Programms haben 1270 Haushalte mindestens eine der Schulungen absolviert, bei denen ihnen grundlegende landwirtschaftliche Kompetenzen und Wissen vermittelt werden.

Bis ins Jahr 2020 sollen 8000 Farmer die volle Ausbildung durchlaufen - eine grosse Herausforderung, da der Konflikt auch weiterhin das Land verwüstet und Leben kostet.

Lernen per Radio

Wegen der andauernden Kriegshandlungen ist es den Mitarbeitern von TechnoServe nicht möglich, weiterhin vor Ort in Südsudan zu arbeiten. Trotzdem unterstützen sie die Farmer auch weiterhin: Sie erhalten ihre Lektionen sowie praktische Ratschläge über eine wöchentliche Radiosendung.

Es erfüllt uns mit grosser Befriedigung, die Bauern auf ihrem Weg hin zum professionellen Kaffeeanbau, der mit einem signifikant höheren Einkommen und einer stabilen Lebensgrundlage verknüpft ist, zu unterstützen. Paul Stewart, TechnoServe

Das Programm wird im Nachbarland Uganda produziert und dann in drei verschiedenen Sprachen über den beliebten südsudanesischen Radiosender Spirit FM ausgestrahlt.

«Die Partnerschaft mit den ländlichen Gemeinschaften und Nespresso zum Aufbau einer Kaffee-Industrie als eine nachhaltige Einkommensquelle für 50 000 Familien war sehr interessant», sagt Paul Stewart, Regionaler Leiter der Kaffee-Initiative bei TechnoServe.

«Südsudan ist äussert unterentwickelt im Vergleich zu seinen Nachbarländern. Deshalb ist es besonders befriedigend, den Kleinbauern hier zu helfen, für sich und ihre Familien höhere Einkünfte zu sichern und der Armut zu entkommen.»

Friedensbemühungen

Nespressos Arbeit in South Sudan bildet Teil der Strategie The Positive Cup, die auf die Verbesserung der Wohlfahrt der Farmer sowie auf Nachhaltigkeit bei der Kaffeebeschaffung und beim -konsum abzielt.

George Clooney, Marken-Botschafter für Nespresso, ist schon öfters nach Südsudan gereist, um sich für eine Beendigung des Konflikts einzusetzen. Er ist von der wichtigen Rolle überzeugt, die dem Kaffee bei der Gestaltung der Zukunft dieses Landes zukommt..

«Kaffeefarmen haben in vielen konfliktbelasteten Regionen dazu geführt, dass friedliche Gemeinschaften entstehen. Diesen Sommer haben wir unsere erste Tasse Kaffee von hier getrunken und sie ganz besonders genossen, in dem Wissen, dass sie von Menschen kam, die unglaublich hart arbeiten, um Normalität und Frieden zu erlangen.»

Die amerikanische Agentur für internationale Entwicklung, USAID, ist kürzlich der Nespresso/TechnoServe-Partnerschaft beigetreten und hat ihre Unterstützung für die Erweiterung des Projekts zugesagt.

Sie wird sich in Gebieten engagieren, in denen neuerdings mit dem Anbau von Kaffee begonnen wird. Hier sollen, genau wie in den bereits bestehenden Anbaugebieten, mehr Einkommen und Sicherheit für die Landbewohner erreicht werden.